Es hätte heute nicht besser kommen können. Während in Berlin Journalisten und Medienschaffende für ein faires Urheberrecht auf die Straße gehen, habe ich mein persönliches Freudenfest. Der Hintergrund für die Berlin-Aktion: Das bisher in Deutschland geltende Urheberrecht bedarf einer Verbesserung. Aber so, wie es zurzeit aussieht, wird die neue Gesetzesfassung alles nur viel schlimmer machen. Doch der Reihe nach.

Vor kurzem entdeckte ich auf einer Seite im Internet ein Foto von mir. Es begrüßt fröhlich alle Besucher als Banner stets oben auf jeder Seite. Es zeigt eine Drahtskulptur eines befreundeten Künstlers. Bis jetzt finde ich das alles ganz schön.

Ärgerlich: Ich als Fotograf weiß davon nichts, wurde nicht gefragt und natürlich nicht bezahlt. Das ist die schlechte Seite der Nachricht.

Die gute Seite: Der Künstler und ich haben mit dem Betreiber der Internetseite gesprochen, ihm einen Honorarvorschlag gemacht und er hat zugestimmt. Die Rechnung ist schon geschrieben.

Aber was wäre gewesen, wenn er sich uneinsichtig gezeigt hätte?

  1. Ich hätte mich geärgert und die Sache auf sich beruhen lassen. Das führt aber langfristig zu Magengeschwüren.
  2. Ich suche mir einen Anwalt für Medienrecht, gehe in Vorkasse und hoffe, dass ich irgendwann Geld bekomme. Das braucht alles Zeit und die verwende ich lieber fürs produktive Arbeiten.
  3. Ich gehe zum Deutschen Journalistenverband Thüringen (DJV), bei dem ich Mitglied bin, und lasse mir dort über einen Fachanwalt das Honorar einklagen. Das macht mir zwar keinen Ärger, aber Zeit muss ich trotzdem erübrigen.

Doch warum kommt es überhaupt zu so einer Urheberrechtsverletzung? Weil kreative Leistungen wie Kunstwerke, Fotos, Texte oder auch Musik nicht als eine Leistung angesehen werden, für die Geld bezahlt werden muss, wenn man sie verwendet. Das ist keine böse Absicht, aber es hat sich halt so eingebürgert. Rechtens ist das trotzdem nicht.

Wenn wir über das Urheberrecht nachdenken, dann reden wir aber nicht von Partnern, die sich durch Gespräch einigen. Wenn ich als Journalist einem Medienverlag eine Leistung – also zum Beispiel eine Geschichte mit Fotos – verkaufe, damit er sie in einer Tageszeitung abdruckt, dann freue ich mich. Sehe ich aber Text und Foto auf dessen Internetseite, sollte ich dafür Honorar bekommen.

Doch gibt es dann rechtliche Möglichkeiten, die meine Urheberrechte durchsetzbar machen? Ich weiß es nicht und ich will mich auch darum nicht kümmern müssen. Ich will nur sicher sein, dass meine Urheberrechte nicht irgendwo versacken, verschwinden oder sich auflösen. Ich möchte Herr über die Dinge bleiben, die ich geschaffen habe. Und dafür will ich korrekt und angemessen bezahlt werden.

Das ist doch auch für Politiker nicht schwer zu verstehen – oder?

 

Mehr zum Urheberrecht beim Blog Medienmoral