Essen in Saudi-Arabien kann zum Erlebnis werden. Die großen Hotels bieten selbstverständlich beste internationale Küche mit arabischem Schwerpunkt an. Das bedeutet: viel Fleisch vom Rind, Huhn und Lamm, dazu alle Sorten von Fisch und Meerestieren. Schweinefleisch ist selbstverständlich für Muslime verboten und also auch nicht zu bekommen. Die Preise für ein Essen sind den deutschen vergleichbar.
Ganz anders geht es zu, wenn man die Hotels verläßt und dorthin geht, wo Menschen einfach etwas essen wollen, weil es Teil ihres Alltags ist.
Noch in Dammam war ich mit Freunden in „Heritage Village“. Das ist ein Gebäude nach traditioneller Art. Ich habe nicht herausgefunden, ob es wirklich alt ist oder einfach nur in alter Weise aufgebaut wurde. Um einen hohen, dreistöckigen Innenraum herum gibt es im Erdgeschoss ein Restaurant und allerlei kleine Zimmerchen, in denen man ungestört mit seiner Familie sitzen und essen kann. Auf den Stockwerken darüber befinden sich Galerien, auf denen allerlei aus der Geschichte des Landes ausgestellt wird. Es ein Museum zu nennen ist etwas übertrieben, aber eine sehenswerte Sammlung ist es allemal.
In einem traditionell mit Holz befeuertem Ofen wird das beste Fladenbrot gebacken, das ich je gegessen habe. Wenn es aus dem Ofen kommt, ist es wie ein aufgepustetes Kissen. Es duftet verführerisch. Man drückt es wieder flach und reißt sich kleine Stückchen ab, mit denen man dann allerlei Cremes und Dipps (so würden wir sagen) aus Kichererbsen, Bohnen oder was auch immer aufnimmt. Dazu aßen wir Reis mit Huhn. Gegessen wird mit dem Löffel, aber eigentlich mit den Fingern. In jedem Restaurant gibt es Waschbecken, wo man sich vorher die Hände säubert.
In Jeddah hatte ich an einem Abend keine Lust auf das (gute) Hotelessen. Ich fuhr in meine Lieblingsstraße in einem einfachen Viertel. Dort kenne ich einen kleinen Imbiss, der etwas sehr Leckeres herstellt. Dazu wird auf einer großen Herdplatte ein Brotfladen erhitzt. Parallel dazu rührt der Koch zwei Eier mit etwas Schnittlauch, Tomaten oder auch Paprika zusammen und backt daraus ein flaches Omelett. Schnell wird beides aufeinandergeklebt, geschnitten und auf dem Pappteller serviert. Drei Rial habe ich für zwei Stück dieser Leckerei gezahlt, also nicht einmal 70 Cent. Und satt geworden bin ich auch noch. Wahrscheinlich bin ich der erste Deutsche in diesem kleinen Geschäft gewesen, in dem sonst nur Einheimische einkaufen. Ich werde es in Deutschland vermissen.
Auf dem Rückweg von Dammam zum Flughafen habe ich meinen ersten Sandsturm erlebt. Die Straße verschwindet in einem dichten Nebel, der natürlich nicht aus Wasser besteht, sondern aus Sand. Die Autos fahren langsamer, weil man kaum mehr den Untergrund sieht. In langen Schlieren fegt der Sand über den Asphalt. Zum Glück weist ein roter Mann an einer Baustelle die Autofahrer darauf hin, dass sie die Spur zu wechseln haben. Er wirkte etwas improvisiert, scheint aber für alle Autofahrer eine Selbstverständlichkeit zu sein. Sie folgten brav seinem Hinweis.
Kurz darauf begann es heftig zu regnen und zu blitzen. Der Abflug nach Jeddah verzögerte sich um 1 Stunde.
In Jeddah dann herrlichstes und klares Wetter. Weithin leuchtete die riesige Fontaine, die sich im Hafenviertel befindet. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und wird selbstverständlich abends beleuchtet.
Erik
16. April 2012, 22:15 Uhr
Wunderschöne Bilder, packende Beschreibung, ein Reiseführer ist in Dir versteckt.
Die Leute in einfachem Viertel sprechen alle Englisch? Oder wie hast Du Dich mit denen verständigt?
> Ja, mit Englisch kommt man ganz gut durch.
> Ein paar Worte versteht jeder, manche sprechen es recht gut.
> Zum Beispiel viele Inder oder Pakistani.
Eate
16. Oktober 2014, 09:10 Uhr
Sehr interessant und wirklich liebevoll beschrieben. Jemand, der mit offenen Augen die Welt betrachtet. Und auch Vorhänge öffnete! Toll! Wo ist das Lieblingsviertel in Jeddah wo der Imbiss?
Gibt es dort ein interessantes Hafen – Fischereigebiet?
Gibt es neuere Efahrungen oder Blogs?
Danke für Die Einsicht in fremde Regionen!