1. These: Wer über Werte spricht, spricht über sich selbst

Selbstwertgefühl
Wertediskussion
Wertschätzung
Wertvorstellung
wertfrei
Bewertung
Verwertung
Wertsache
Wertbeständigkeit
Werturteil

Werteempfindungen lassen sich nicht von Kommunikation abtrennen. In jeder Kommunikation spreche ich zugleich auch von den Werten, die mich lenken und leiten. Am auffälligsten wird das in unseren Bewertungen: gut, schlecht, böse, lieb, richtig, falsch usw. Aber auch alle Religionen, Überzeugungen, Weltanschauungen oder Ideologien sind stark wertegeprägt – so stark, dass sie auch Kriege auslösen können.

Wen wir nicht für wertvoll erachten, ist uns kein Partner für Kommunikation. Wer Werte vertritt, die sich mit den eigenen nicht vertragen, wird mir erst gleichgültig, dann – im schlimmsten Fall – mein Feind.

Allerdings verbinden Werte auch die Menschen. „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Allzu viel Gleichheit und Ähnlichkeit aber ermüdet, lässt am Ende Kommunikation einschlafen. Es wird uns schlicht langweilig.

In diesem Spannungsfeld zwischen Ablehnung und Annäherung, Freundschaft und Feindschaft erleben sich kommunizierende Menschen.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass auf verschiedenen Kommunikationsebenen Werte verhandelt werden – ob man will oder nicht. In dieses sowieso schon komplizierte Geflecht der persönlichen Werte wirken nun noch jene selbstgeschaffenen Unternehmenswerte hinein, die wie von außen eindringende Normen und Regeln wirken bzw. wirken sollen.

Wer sich zu Werten bekennt, erzählt von dem, was ihn charakterisiert, bestimmt, lenkt.

2. These: Werte definieren Herrschaftsverhältnisse

Werte wollen sich gegenüber anderen Werten durchsetzen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, von wem die Werte stammen bzw. wer sie vertritt. Wer überhaupt erlebt, dass er Werte in sich trägt, weiß für sich, dass diese Werte „gut“ und „richtig“ sind.

Trifft man auf andere Menschen mit anderen Werten, stellt sich die Frage, wie sich diese Werte zueinander verhalten:
            – Sind sie überhaupt vergleichbar?
            – Sind sie gleichrangig?
             – Welcher Wert ist umfassender?
            – Wie bewerte ich die anderen Werte? Und diese mich?
            – Welcher Wert darf über den anderen Wert herrschen?

Meist werden Werteverhältnisse nicht offen geklärt. Oft lassen sie sich auch gar nicht einfach klären, weil sie tief in der Seele verwurzelt sind, aus dem Unbewussten heraus in den Alltag wirken. An der Oberfläche des Alltags kommt es dann nicht selten zu Kollisionen, die wie Meinungsverschiedenheiten aussehen, aber im Grunde tief sich unterscheidende Wertekonzeptionen sind.

Schwierig daran ist, dass diese Werteherrschaft unmittelbar an mein Selbstwertgefühl gekoppelt ist.

Selbstwertgefühl ist jene Empfindung, aus der heraus sich der Mensch als wertvoll erlebt, ohne sich mit anderen Werten zu vergleichen. „Ich habe meinen Wert aus mir selbst“, ist jener Satz, der die Menschen zum aufrechten Gang verhilft.

Die Begegnung mit anderen Menschen ist darum immer auch eine Begegnung von Werten und Selbstwertgefühlen. Das macht Begegnung und damit auch Kommunikation so anfällig für Störungen und zugleich so aufregend und bereichernd. 

3. These: Ein gefestigtes Selbstwertgefühl intensiviert Kommunikation

Das heikle Gebilde „Selbstwertgefühl“ steht in der Spannung zwischen Überheblichkeit und „Burn out“.

Wer Selbstwertgefühl im anderen Menschen „von außen“ aufwerten möchte, gerät in eine unbeabsichtigte Falle: Je stärker ich auf den anderen einwirke, dass er sein Selbstwertgefühl wieder stärken möge, umso schwächer fühlt er sich. Durch Druck und Stärke schwäche ich also das Selbstwertgefühl, genauso wie durch mitleidsvolle Schlaffheit und Schwäche.

Was ist der Ausweg?

Menschen, die sich wahrgenommen fühlen, erleben sich selbst intensiver. Die Aufmerksamkeit, die Achtsamkeit für den Mitmenschen ist ein geheimnisvolles Tor zu seinem Innersten. Allerdings hüte man sich dabei vor Verstellung und Taktieren. Offenbar gibt es ein feines „Messinstrument“ in der Seele, das geheuchelte Aufmerksamkeit schnell entlarvt.

Wer sein Selbstwertgefühl als den unbestechlichen Richter in sich selbst entdeckt, gewinnt Freiheit für sein Handeln, Initiative und Selbstsicherheit.

Handlungsanleitung:

  • Höre auf die Wertehinweise in den Aussagen und Sätzen deiner Mitmenschen.
  • Höre auf die Wertehinweise in deinen eigenen Aussagen und Sätzen.
  • Beobachte dich, wenn du auf Werte triffst, die den deinen widersprechen.
  • Versuche probeweise und auf Zeit, die Werte eines anderen Menschen zu übernehmen. Mache dies mindestens mit fünf verschiedenen Wertekonzeptionen.
  • Erkunde in einer stillen Stunde deinen innersten, allergeheimsten Werte. Wenn du sehr mutig bist, schreibst du das auf. Wenn du noch mutiger bist, besprichst du sie mit einem dir sehr vertrauten Menschen, zum Beispiel deinem Lebenspartner.
  • Beobachte, wie ihr beide damit umgeht, wie es euch dabei geht.

Und so weiter …