Der kleine Golfstaat Bahrain ist seit gut einem Jahr in den Schlagzeilen. Sichtbar wurden die Probleme durch die Absage des Formel-1-Rennens 2011. Doch in Deutschland hat man nicht wirklich eine Vorstellung davon, was diesem Konflikt zugrunde liegt.
Ich war einen Tag lang in Bahrain. An vielen Stellen in der Stadt Manama sieht man Fahnen und große Plakate, die auf das Rennen hinweisen.

Dass die Menschen auf dieses Ereignis hinfiebern, konnte ich nicht bemerken. Der Alltag geht seinen Gang.

In den Gassen der Altstadt wird gearbeitet wie sonst auch. Viel Bekleidung, Süßigkeiten, Haushaltsgegenstände. Dazwischen immer wieder die Angebote für die Touristen, die aber bislang nur vereinzelt zu sehen sind.


Beim Kleiderhändler: Sollte das Hauskleid zum Beispiel der Frau nicht passen, wird es gleich vor Ort angepaßt. Schnell sind die richtigen Maße aufgenommen. Geschickt werden die Abnäher gesetzt, der Saum umgenäht und anschließend mit einem Uraltbügeleisen der Stoff geglättet. Kleid und Dienstleistung kosten zusammen zehn Euro.


Um die Altstadt herum wird viel gebaut. Modern gestaltete Bürohäuser, einige gigantische Malls, breite Straßen. So nett die Altstadt mit ihren kleinen Gassen ist, so kühl wirken die Neubauten. Wer Freude an architektonischen Spielereien hat, kommt auf seine Kosten. Wer herumbummeln möchte, sollte lieber mit dem Auto fahren, denn zum Spazierengehen ist alles viel zu weitläufig. Eine Strandpromenade, wie man sie auf saudischer Seite in Khobar oder Dammam findet, gibt es in Bahrain nicht.


In diesen Inselstadt fahren die Menschen aus Saudi-Arabien in erster Linie, weil sie hier manches von dem machen können, was bei ihnen verboten ist. In Bahrain fahren Frauen Auto, jede Frau kann anziehen, was sie will: verschleiert, Kopftuch oder Minirock. Es gibt Kinos, Diskos und Bars, in denen man auch Alkohol trinken kann. Das soll für manche Menschen sehr wichtig in ihrem Leben sein.


Von den politischen Auseinandersetzungen habe ich wenig mitbekommen. Polizei ist sichtbar, aber dezent und eigentlich auch nur vereinzelt. Dieses Land wird nicht mit ausdauernden Streiks überzogen, sondern von punktuellen Demonstrationen. Das ist verständlich, denn vom Demonstrieren kann man nicht leben. Ohne sein Geld zu verdienen geht es in Bahrain genauso wenig wie anderswo in der Welt.


Die, die aufbegehren, sind die schiitischen Geringverdiener. Sie stehen einer sunnitischen Minderheit gegenüber, die aber über das Königshaus die Macht hat. In den vergangenen Jahren hatte es durchaus Zugeständnisse an die Schiiten gegeben. Das hatte zur Folge, dass Verwaltung und Beamten zunehmend auch mit Schiiten besetzt wurden.
Die Erfahrung zeigt, dass die religiös begründeten Unterschiede unmittelbar in die gegenwärtigen Entscheidungen hineinwirken. Die Loyalität der Verwaltung zum Königshaus ist nicht mehr sicher. Im Zweifelsfall wird man eher die eigenen Interessen und die des großen schiitischen Vaters, des Iran, vertreten. Das kommt in den sunnitisch geprägten Ländern, zu denen auch Saudi-Arabien zählt, nicht gut an.


Bahrain erreicht man auf einer etwa 25 Kilometer langen Brücke, die von den Saudis gebaut und bezahlt worden ist. In der Mitte liegt die Grenzstation. Insgesamt sieben Stationen gilt es dabei zu bewältigen, bis man wieder frei weiterfahren kann. Auf der Rückfahrt stauten sich die Autos zu einem schier unübersehbaren Gewirr. Die saudischen Beamten an den Kontrollschaltern kümmerte das wenig. Mit unerschütterlicher Ruhe fertigten sie die Reisenden ab. Gelegentliche Huborgien der Wartenden waren vielleicht für diese so etwas wie Triebabfuhr. An der Abfertigung haben sie aber nichts beschleunigt.