Acht Tage in Saudi-Arabien: also Wärme, sobald man nach draußen geht – aber Kälte, solange man sich in Räumen aufhält. Da Energiekosten nicht wirklich eine Rolle spielen, wird gekühlt, was die Wärmetauscher hergeben. Ein Beispiel gefällig? Einmal volltanken kostet ungefähr 4,50 Euro. Oder anders: 1 Liter Benzin = 9 Cent. Noch irgendwelche Fragen?

Ich werde keinen Reisebericht schreiben, sondern nur ein paar Eindrücke zusammenstellen, die mir Spaß gemacht haben.

Gates in Frankfurt

Frankfurt Flughafen: Ich verstehe nicht, warum der den Personenkult so demonstrativ pflegt. Und dann noch Microsoft. Wo immer ich herumgehe, stehen Schilder: Gates. Und 10 Meter weiter wieder: Gates. Etwas knapp, zugegeben. Bill Gates hätte netter gewirkt. Aber muß das wirklich sein?

Ostersonntag im Flieger von Frankfurt nach Jeddah: Wenn man schon unterwegs sein muß an solch einem Feiertag, dann wollte sich die Lufthansa wenigstens von ihrer ganz besonders netten Seite zeigen. Also hockte zum Mittagsmahl ein Schokoladenosterhase zwischen den Speisen. Ich fand das nett und aß ihn mit Vergnügen.

Der OIsterhase im Flugzeug

Als ich später mir ein wenig die Beine im Gang vertrat und hinten in der Nähe der Küche herumstand, kam ein ungefähr achtjähriger zarter Junge hinzu. Er trug das weiße Gewand der islamischen Pilger, zwei einfache grobe Tücher, die um Hüfte und Schulter geschlungen werden. Er sprach ganz höflich und etwas schüchtern mit einer Stewardeß – und bekam zwei Schokoladenosterhasen in die Hand gedrückt, die er freudig und strahlend zu seinem Sitz trug.

Was lernen wir daraus? Man muss ja nicht unbedingt ein Christ sein, um die Freuden des Osterfestes zu genießen. Oder: Kinder sind überall auf der Welt gleich.

Jeddah Flughafen: Trotz Emails vorab und wiederholten Erinnerungsemails stand nicht der Fahrer am Flughafen, der mich eigentlich zum Hotel hätte bringen sollen. Da ich suchend um mich blickte, offenbar Ratlosigkeit ausstrahlte, waren Helfer nicht mehr fern. Drei bis fünf drängten sich um mich: „Taxi?“ Nein, eigentlich wollte ich keines, ich wartete ja auf meinen Fahrer. „Taxi?“ – „Taxi?“

Ich weiß, dass es offizielle Taxis gibt und jede Menge Privatfahrer, die – eigentlich illegal – ihre Fahrdienste sehr energisch anbieten. Mit denen sollte man nicht fahren, denn man weiß nicht, ob sie immer solide sind.

Ein junger Mann aber ließ sich nicht abschütteln. Was machte er in der Folge richtig? Er fragte mich, wo ich hinwolle und wieso das Taxi nicht komme. Er rief im Hotel an, das den Transfer Flughafen-Hotel hätte organisieren sollen. Dort wußte man von nichts, hatte keinen Fahrer geschickt und wer ich überhaupt sei. Also wußte ich: Ich muß mich selbst um den Transfer kümmern. Der junge Mann wollte 150 Rial, das sind 30 Euro. Viel zu viel. Ich sagte: 100. Er wollte handeln. Ich: 100 oder gar nicht. Er stimmte zu.

Dass er mich sehr korrekt und auf direktem Weg zum Hotel brachte, ist nicht das Interessante an dieser Fahrt. Tamer, so heißt er, erzählte von sich. Er ist ein junger Mensch, der gerne arbeiten möchte. Dafür hat er eine Art Transportlizenz gemacht, die er mir stolz vorzeigte. Sie ermöglicht es ihm prinzipiell, als Fahrer angestellt zu werden. Aber dazu ist es nicht gekommen. Anstatt zu Hause herumzusitzen, versucht er nun, Fahrgäste auf dem Flughafen zu finden. Eigentlich privat – und irgendwie auch nicht.

Jugendarbeit ist eine Hypothek, die Saudi-Arabien in den nächsten Jahren bewältigen muß. 60 % der Menschen sind unter 20 Jahre. Die wollen hier leben, arbeiten, Geld verdienen und eine Familie ernähren. Dafür braucht es Bildung, Arbeitsstellen und Unternehmen. Tamer überlegt, ob er nicht nach Dubai gehen soll. Da sei es einfacher, einen Job zu finden.

Mich hat das Gespräch nachdenklich gemacht.

Jeddah bei Nacht - Blick aus meinem Hotelfenster