Montags nicht in den Thüringer Wald

Eigentlich schien unsere Idee nicht schlecht zu sein: Wir nutzen den freien Montag für einen Ausflug ins Meeresaquarium nach Zella-Mehlis – für Nicht-Thüringer: Der Ort liegt unterhalb von Oberhof so ziemlich mitten im Thüringer Wald.

Doch um das Aquarium soll es hier nicht gehen: Es ist prima, macht Spaß, wirkt gepflegt und hat offenbar engagierte Mitarbeiter oder eine ebensolche Leitung. Ein riesiges Haibecken erstaunt genauso wie die vielen Krokodile, die in der Sonne dösten.

Unser Fehler: Wir wollten in Zella-Mehlis etwas essen. Weiterlesen →

Wandern oder laufen

Ein sonniger Sonntag, gerade richtig für eine Runde Joggen mit Hund Anton ein kleines Stück außerhalb der Stadt. Für Einheimische: der Krahnberg.

An Gotha vorbei führt ein ökumenischer Pilgerweg, der als Jakobsweg beschildert ist. Er folgt im Wesentlichen der Via Regia, einer alten Handelsstraße.

Als ich knapp drei Laufkilometer hinter mir hatte, begegnete ich zwei Wanderern. Beide trugen Rucksäcke und Wanderstöcke und machten überhaupt den Eindruck, just auf jenem Jakobsweg zu sein. Weiterlesen →

Die geklaute Cloud

Die technischen Möglichkeiten der modernen Welt liebe ich. Ich gehöre zu den Erstnutzern von Bürocomputern, habe keine Angst vor Bits und Bytes, fotografiere selbstverständlich digital und bewege mich im Web 2.0 entspannt, regelmäßig und erfolgreich. Als die Cloud kam, wurde ich wach: Das will ich auch. Auf alles von überall immer zugreifen können. Geil.

Ich begann, meinen Computer zu entschlacken. Alle Dateien, an denen ich arbeitete, verlagerte ich auf ein virtuelles Laufwerk im Netz. Archive wanderten in virtuelle Ablagesysteme. Programme liefen, wenn irgend möglich, nur noch im Browser als Internetanwendung. Das meiste war umsonst, gelegentlich gab es geringe Kosten. Eine rasend schnelle Internetverbindung verwandelte mein kleines Büro in eine global vernetzte Schaltzentrale. Mein Schreibtisch war aufgeräumt, keine Festplatten standen mehr im Weg – wie herrlich war das Leben mit der Cloud. Weiterlesen →

Jacobs Recht auf ein Schicksal

 
 
 
 

Das Cover des neuen Buches von Catalin Dorian Florescu

Das Cover des neuen Buches von Catalin Dorian Florescu

Zum fünften Buch von Catalin Dorian Florescu „Jacob beschließt zu lieben“ – Eine Leseempfehlung

„In jedem Sturm steckt ein Teufel.“ Wie ein Sturm ist dieses Buch. Auch in ihm steckt ein Teufel, tummeln sich Dämonen, schlägt das Schicksal zu, indem es sich des Menschen bedient.

Aber auch die Liebenden gibt es, die Beschützer, die Treuen. Die Unermüdlichen, die sich einer großen oder kleinen Aufgabe stellen, die die Welt wenigstens um ein Weniges verbessern wollen. Nicht allen gelingt es, auch sie können irren, scheitern, sterben.

Ist „Jacob“ eine 400-Seiten-Familiensaga? Vielleicht. Weiterlesen →

Die Wette als Lebensprinzip

Das tragende Prinzip von Menschen in Gemeinschaften ist heutzutage nicht mehr die Religion, die Moral oder irgendeine Ethik. Es ist die Wette.

Zum Charakter der Wette gehört, dass es mindestens zwei Wett-Teilnehmer gibt, die entgegengesetzte Auffassungen über einen Sachverhalt haben. Beide sind allerdings von der Zuversicht getragen, Recht zu haben. Jeder hält also den anderen Wettenden für einen, der einem Irrtum unterlegen ist. Im Umkehrschluss hält man sich selbst für den Schlauen, den Wissenden, denn sonst würde man die Wette nicht eingehen. Weiterlesen →

Arno Schmidt und zu Guttenberg

„… dass alle, die sich eingehender mit den Büchern Arno Schmidts beschäftigen, eine Anzahl von Zitaten, Anspielungen und Querverweisen entdeckt haben und diese Funde erfreut horten, aber auch eifersüchtig hüten.“

Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich rede nicht von Herrn zu Guttenberg, sondern von dem Schriftsteller Arno Schmidt, dessen bekanntestes und zugleich am seltensten gelesenes Buch „Zettels Traum“ heißt. Um es zu dechiffrieren, also in seinen Mikrostrukturen zu verstehen, machten sich 1970/71 eine Reihe von Wissenschaftlern und Schmidt-Begeisterte daran, die darin in Fülle vorhandenen Zitate und Anspielungen aufzudecken, in ihren Bezügen zur Handlung zu verstehen und schließlich auszuwerten, was sie für die Literatur und damit für den Leser erbringen. Weiterlesen →

Zeit für Zaira muss sein

Sechzigtausend neue Bücher im Jahr, 1 Milliarde Internetseiten oder mehr, Zeitungen und Zeitschriften: Mal ehrlich, wer soll das alles lesen? Und wann?

Also ist es vernünftig auszuwählen. Aus diesem Grunde hießen die Buchhändler früher Sortimenter, weil sie aussortierten und nur das in ihren Laden stellten, was sie für lesenswert hielten. Betriebswirtschaftlich mag das nicht immer optimiert gewesen sein, aber es gab einer Buchhandlung Charakter.

Dem übergroßen Angebot steht dramatisch die eigene Lebenszeit im Weg. Machen wir mal eine optimistische Rechnung auf: Weiterlesen →

Herzenssache oder vom Wunder des Körpers

Die Ausstellung „Körperwelten“ in Leipzig öffnet den Blick in die Wunderwelt des physischen Körpers

200 Millionen Liter Blut fließen im Laufe eines 75-jährigen Lebens durch das Herz. Was für eine gewaltige Leistung, wenn man mit den Augen eines Ingenieurs schaut. Ein künstliches Herz muss in der Regel nach zwei Jahren ausgetauscht werden, weil es zu große Abnutzungserscheinungen zeigt. Wer sein lebendiges Herz einigermaßen pfleglich behandelt, hat so etwas wie eine lebenslange Nutzungsgarantie. Weiterlesen →

Wesenstest für alle

Die Diskussion über die Gefährlichkeit von Hunden hat ihn populär gemacht: den Wesenstest. Mit seiner Hilfe soll herausgefunden werden, ob ein Hund unter Stress zu einer gefährlichen Kampfmaschine mutiert oder nicht. Wenn er den Test besteht und seine Ungefährlichkeit amtlich bestätigt wurde, kann er aufatmen. Im anderen Fall: Rübe runter.

Ich will nicht wieder die Diskussion anstoßen, welche Hunderassen als Kampfhunde bezeichnet werden dürfen. Als Hundehalter weiß ich nur soviel: Jeder Hund ist ein Tier mit Instinkten, Ängsten und Gewohnheiten. Nicht alle sind für unseren menschlichen Blick vernünftig, aber oft arttypisch. Das ist nicht das Problem des Hundes, sondern der Menschen.

Darin steckt eine klare Konsequenz: Weiterlesen →

Elektroautos – nur an der Steckdose?

Als Kind dachte ich immer, Strom kommt aus der Steckdose. Nachdem ich meine erste Studentenbude bezogen hatte und die erste Rechnung vom Stromanbieter bezahlen musste, verlor ich meine Unschuld. Strom kostet Geld.

Der zweite Lernschritt kam, als ich auf die Straße ging, um mit Gleichgesinnten gegen die Kernkraft zu demonstrieren. Weiterlesen →